Energiewende bietet neue Chancen für Österreich

Versorgungsunternehmen passen Unternehmensstrategie an

Studienautor Gerhard Gottlieb, Horváth & Partners
Studienautor Gerhard Gottlieb, Horváth & Partners (Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Wien – Für Deutschlands Energieversorger (EVU) wird das Klima rauer. Als Folge der Energiewende ist mit sinkenden Renditen, steigenden Strompreisen und stärkerer Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten zu rechnen. Das geht aus einer kürzlich fertiggestellten Studie der Managementberater Horváth & Partners hervor. Aber es gibt auch neue Perspektiven: Wenn es in Deutschland zu Engpässen kommt, könnte Österreich Spitzenstrom liefern.

"Durch den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien (EE) und dem Abschalten von Atomkraftwerken ist die Auslastung der Stromnetze in Deutschland verstärkt Schwankungen unterworfen", erläutert Gerhard Gottlieb, Energie-Experte bei Horváth & Partners Österreich. "Wind- und Solaranlagen können keine gleichmäßig große Strommenge liefern. Um die Auslastung der deutschen Netze einigermaßen stabil zu halten, muss zeitweise Strom zugekauft werden. Österreich könnte in diesem Fall durch Strom aus Pumpspeicherkraftwerken einspringen."

Strategieumstellung erforderlich

Für die Studie wurden 71 Energieversorger aus dem DACH-Raum befragt. Die meisten von ihnen werden ihre Unternehmensstrategie radikal umstellen. 80 Prozent glauben allerdings, dass die Energiewende mehr Chancen als Risiken bringt. Gerade erneuerbare Energien werden als Geschäftsfeld mit großem Wachstumspotenzial angesehen. "Die EVU sehen in diesem Segment heute deutlich mehr Potenzial als noch vor zwei Jahren", erklärt Studienautor Matthias Deeg. "Das liegt an den langfristig konstanten Renditen sowie an den besseren Erträgen im Vergleich zur konventionellen Erzeugung. Wichtig ist aber auch der positive Imageeffekt, den sich viele Energieerzeuger erwarten."

Ein Umdenken wird auch in der Abwicklung von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien stattfinden. Bis jetzt stand vor allem die eigene Projektentwicklung im Vordergrund. In Zukunft werden Bürgerbeteiligungsprojekte an Bedeutung gewinnen.

Wettbewerb um Standorte

Trotz hoher Renditen bringt ein Engagement in den erneuerbaren Energien auch Risiken mit sich. Besonders, wenn es um Standorte geht. So gut wie alle Befragten erwarten hier einen intensiven Wettbewerb. Auch der Konkurrenzkampf um bereits entwickelte Projekte wird von über 90 Prozent der Studienteilnehmer als Risiko gesehen. Laut Studie waren die deutschen EVU bisher hauptsächlich in lokalen EE-Projekten involviert, bis 2020 werden sich 64 Prozent auch deutschlandweit und 32 Prozent sogar europaweit engagieren. Von den großen Unternehmen werden sogar 67 Prozent innerhalb Europas aktiv sein.

Hohe Margen bei Dienstleistungen und dezentraler Erzeugung

Besonders hohes Wachstumspotenzial sehen die EVU bei energienahen Dienstleistungen. Die höchsten Margen erwarten sie sich bei Energieeffizienzdienstleistungen, Betrieb und Contracting von kleinen Erzeugungsanlagen und Netzdienstleistungen wie Betriebsführung, Wartung und Instandhaltung. "Trotzdem sind die Versorger auf die Energieeffizienzrichtlinie noch nicht vorbereitet", sagt Matthias Deeg. Bis 2020 werden sie sich zudem in den Bereichen Submetering und energetische Gebäudesanierung verstärkt engagieren.

85 Prozent der Befragten rechnen auch mit einem massiven Zuwachs dezentraler Erzeugungsanlagen. Hier werden die Margenpotenziale bis 2020 sogar noch höher eingeschätzt als bei den energienahen Dienstleistungen. Experte Gottlieb: "Insgesamt wird die Energiewirtschaft der nächsten Jahre kleinteiliger. Notwendig ist allerdings zugleich der Ausbau der entsprechenden Netzkapazitäten."

Geringe Zukunftschancen für konventionelle Projekte

Die Entwicklungschancen konventioneller Kraftwerke werden von den Studienteilnehmern hingegen deutlich kritischer eingeschätzt. Eine knappe Mehrheit sieht überwiegend Risiken in der konventionellen Erzeugung. Auch die Margen werden als gering erachtet. Gottlieb: "Für derartige Projekte ist eine aufwendige Umweltverträglichkeitsprüfung zwingend vorgeschrieben. Das tun sich viele EVU nicht mehr an."

Über die Studie

An der Studie "Strategieentwicklung der Energieversorger 2012" haben 71 Energieversorgungsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Form eines standardisierten Onlinefragebogens teilgenommen. Sowohl große Energieversorger wie kleine Stadtwerke wurden befragt. Konzept und Auswertung erfolgte mit Unterstützung von führenden Experten der Energiewirtschaft.

Horváth & Partners

Horváth & Partners ist eine international tätige, unabhängige Managementberatung mit Sitz in Stuttgart. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 400 hochqualifizierte Mitarbeiter an Standorten in Deutschland, Österreich, Rumänien, der Schweiz, Ungarn und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Mitgliedschaft im internationalen Beraternetzwerk "Highland Worldwide" unterstützt die Fähigkeit, Beratungsprojekte in wichtigen Wirtschaftsregionen mit höchster fachlicher Expertise und genauer Kenntnis der lokalen Gegebenheiten durchzuführen.

Die Kernkompetenzen von Horváth & Partners sind Unternehmenssteuerung und Performanceoptimierung - für das Gesamtunternehmen wie für die Geschäfts- und Funktionsbereiche Strategie, Organisation, Vertrieb, Operations, Controlling, Finanzen und IT. Horváth & Partners steht für Projektergebnisse, die nachhaltigen Nutzen schaffen. Deshalb begleitet Horváth & Partners seine Kunden von der betriebswirtschaftlichen Konzeption bis zur Verankerung in Prozessen und Systemen. www.horvath-partners.at

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