Sibirien: Wirtschaftszentrum mit Zukunft

Lew W. Kusnezow, Gouverneur von Krasnoyarsk, zu den Chancen deutscher Firmen

Lew W. Kusnezow, Gouverneur der Region Krasnoyarsk in Sibirien
Lew W. Kusnezow, Gouverneur der Region Krasnoyarsk in Sibirien(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Wiesbaden – Es gibt derzeit kaum einen anderen neuen Wirtschaftsmarkt, der ein so großes, innovatives und zukunftsorientiertes Potential hat und zugleich zu den rohstoffreichsten Regionen der Welt zählt, wie Sibirien.

Die zentral gelegene Region Krasnoyarsk, geographisch in der Mitte Sibiriens und gleichzeitig das Tor Russlands und Europas nach Asien, ist mit einer Nord-Süd Entfernung von ca. 3.000 km und einer Breite von ca. 1.000 km ca. 6,5 mal so groß wie Deutschland und stellt mit seiner Hauptstadt Krasnoyarsk (ca. 1,2 Mio. Einwohner) und deren Umland eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren dar.

Der Deutsch-Sibirische Wirtschafts-Kreis hat mit dem Gouverneur der Region Krasnoyarsk, Herrn Lew Wladimirowitsch Kusnezow über die wirtschaftliche Situation und über Möglichkeiten und Perspektiven für deutsche Unternehmen und Investoren gesprochen.

Sehr geehrter Herr Gouverneur Kusnezow, wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Zusammenarbeit zwischen der Region Krasnoyarsk und Deutschland?

Lew W. Kusnezow: Deutschland ist einer der wichtigsten strategischen Partner von Russland und auch der Region Krasnoyarsk. Die wirtschaftlichen, wissenschaftlich-technischen, kulturellen Verhältnisse sowie die Kooperation im Bereich Gesundheit entwickeln sich sehr erfolgreich.
In den letzten 15 Jahren gehörte Deutschland zu den 10 wichtigsten Außenhandelspartnern der Region Krasnoyarsk. Dank der steigenden Zahl von Export- bzw. Importgeschäften nimmt der Warenumsatz zwischen der Region und Deutschland jährlich zu. Das sibirische Zollamt berichtet über eine vierfache Steigerung des Außenhandelsumsatzes zwischen der Region Krasnoyarsk und Deutschland im Vergleich zum vorangehenden Jahr.
Der Gesamt-Außenhandelsumsatz betrug in 2012 ca. 966 Mio. USD, Deutschland nahm dabei den dritten Platz unter allen Handelspartnern ein mit ca. 9,7% in 2012. Einen besonders starken Anteil der Exportlieferungen aus der Region Krasnoyarsk nach Deutschland stellten Edelmetallwaren wie Kupfer, Aluminium bzw. Kupfer- und Aluminiumwaren dar. Der Anteil dieser Warengruppe betrug ca. 94%. Importlieferungen aus Deutschland waren vorrangig Waren wie Verkehrsmittel, mechanische Geräte und Produktions-Anlagen, etc..

Wie groß ist das Interesse deutscher Firmen an einer Kooperation mit Partnern aus der Region Krasnoyarsk?

Lew W. Kusnezow: Deutsche Firmen zeigen ein großes Interesse an Kooperationen und an Möglichkeiten, um hier zu investieren. Neben 4 Firmen mit deutscher Beteiligung gibt es in der Region Krasnoyarsk auch viele Niederlassungen deutscher Firmen, deren Hauptstandort sich z.B. in Moskau befindet. In der Stadt Krasnoyarsk hat sich eine große Anzahl von Vertragshändlern niedergelassen, wie z.B. von großen deutschen Automobilkonzernen wie Mercedes-Benz, BMW, Audi, Volkswagen. Für eine weitere Entwicklung weisen wir zusätzlich weitere Produktionsstandorte aus.

Unternehmen und Wirtschafts-Projekte brauchen gut ausgebildete Mitarbeiter. Welche Ausbildungsmöglichkeiten finden junge Menschen in der Region Krasnoyarsk?

Lew W. Kusnezow: Eine wissenschaftliche und technische Ausbildung ist die Grundlage des Wirtschaftswachstums und des Wirtschaftserfolges.
Die führenden Hochschulen der Region Krasnoyarsk bieten hierfür ein umfassendes Angebot an, so zum Beispiel die Sibirische Föderale Universität, die Sibirische Staatliche Universität für Luft- und Raumfahrttechnik, die Staatliche Medizinische Universität Krasnoyarsk, die Staatliche Pädagogische Universität Krasnoyarsk, die Staatliche Universität für Landwirtschaft Krasnoyarsk und die Sibirische Staatliche Technologische Universität, die alle auch einen akademischen Austausch mit deutschen Universitäten und Institutionen anbieten. Gemeinsame Ideen und Entwicklungsarbeiten von Wissenschaftlern der Region Krasnoyarsk und Deutschlands sollen in der nahen Zukunft verstärkt die Entwicklung neuer gemeinsamer Projekte fördern.

Deutschland ist bekanntermaßen ein Branchenführer im Bereich Medizin. Die Region Krasnoyarsk unterstützt und realisiert herausragende Projekte gerade im Bereich von medizinischen Dienstleistungen auf hohem Qualitätsniveau. Die Erfahrungen deutscher Kollegen in Bereichen Onkologie, Kardiologie und Neurologie sind im Besonderen wertvoll für uns. So haben unsere medizinischen Fachkräfte erfolgreich Erfahrungen gesammelt, sowohl durch Lieferung von deutschen medizinischen Geräten, als auch mit einem Know How Transfer per Videokonferenzen mit deutschen Kliniken und Fachärzten.

Wie fördert die Regierung der Region Krasnoyarsk die Entwicklung von Kooperationen zwischen Unternehmen der Region Krasnoyarsk und aus Deutschland?

Lew W. Kusnezow: Die Regierung der Region Krasnoyarsk hat zunächst ein günstiges Investitionsklima und entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen, mit denen die geschäftlichen Aktivitäten von regionalen Unternehmen gefördert werden.

Für ausländische Investoren hat die Regierung der Region umfassende Rahmenbedingungen der Förderung geschaffen, insbesondere sowohl für einen Investorenkreis, als auch für Unternehmen und Unternehmens-Kooperationen.
Dazu gehören auch staatlichen Unterstützungsmechanismen, die Entwicklung besserer Infrastrukturen und die Reduzierung finanzieller Risiken, die Förderung interregionaler und internationaler Beziehungen und die größere Offenheit der Region für Investoren.

Und wie sieht das im Einzelnen aus?

Lew W. Kusnezow: In der Region Krasnoyarsk wurden jetzt Maßnahmen für die staatliche Unterstützung der Investitionstätigkeit von Unternehmen beschlossen, so zum Beispiel:

1. Zuschüsse zur partiellen Erstattung von Kreditzinsen, sofern die Kredite zur Realisierung der Investitionsprojekte genutzt werden, sowie Zuschüsse zur Zinsrate von Krediten, die für Realisierungen von Investitionsprojekten benötigt werden.

2. Investitionen für Wirtschaftsprojekte, die aus dem Haushalt der Region gewährt werden können: Einmal Haushaltsinvestitionen als Teil des Grundkapitals der Unternehmens-Gesellschaft, zum anderen Investitionen für den Aufbau von Infrastrukturen, die für die Realisierung der Investitionsprojekte notwendig sind.

3. Regierungsgarantien der Region Krasnoyarsk:
Diese Form der staatlichen Unterstützung wird Unternehmens-Gesellschaften gewährt zur Sicherung ihrer Kreditverbindlichkeiten gegenüber kommerziellen Banken.

Zur Verbesserung des Investitionsklimas werden in Zusammenarbeit mit der staatlichen Agentur für strategische Initiativen diese Standards eingeführt. Und damit kann eine effektive administrative Förderung von neuen Investitionsprojekten in der Region geleistet werden. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Verkürzung der Fristen für die Prüfung und Freigabe von Dokumenten.
Wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung von Kooperationen sind Unternehmens-Delegationen, Teilnahme an Fachmessen in der Region und Deutschland. Die deutsche Botschaft in Moskau, das deutsche Konsulat in Nowosibirsk und die Russisch-Deutsche Außenhandelskammer unterstützen dies sehr aktiv.

Im Juli 2013 endete das Russisch-Deutsche Jahr, in dem man verstärkt mit Maßnahmen und Projekten die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern gefördert hat. Wie hatte sich die Region Krasnoyarsk hierbei eingebracht?

Lew W. Kusnezow: Gemeinsam mit unseren deutschen Partnern führten wir mehrere gemeinsame Veranstaltungen in der Region Krasnoyarsk und in Deutschland durch. Hierzu zählt insbesondere die Präsentation der Region Krasnoyarsk, die in der Residenz des außerordentlichen und bevollmächtigen Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, Herrn U. Brandenburg, in Moskau im Mai 2013 für die Vertreter der deutschen Geschäftskreise veranstaltet wurde. An der Veranstaltung beteiligten sich mehr als 30 deutsche Firmen - Mitglieder der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer.

Anschließend fand im Juli 2013 in der Stadt Krasnoyarsk die Veranstaltung der Arbeitsgruppe der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer im Bereich Energieeffizienz statt. Dabei kam es zu der Vereinbarung zwischen den Unternehmen der Region Krasnoyarsk und der Arbeitsgruppe der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer, Erfahrungen in der Realisierung der umfassenden Projekte zur Modernisierung der Wohnungs- und Kommunalwirtschaft, der Industrien und Energieerzeugung weiter auszutauschen. Ein erstes Ergebnis dieser Veranstaltungen ist die zunehmende Zahl an deutschen Geschäftsdelegationen in die Region.

In welchen Industriebereichen besteht das größte Interesse an der Kooperation mit Deutschland?

Lew W. Kusnezow: Die Hütten- und Stahlwerke, Energieunternehmen und Holzbearbeitungswerke spielen in der Wirtschaft der Region Krasnoyarsk eine bedeutende Rolle. Hochtechnologische Bereiche sind durch Unternehmen mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik sowie atomtechnische Betriebe vertreten. Viele regionale Unternehmen sind Branchenführer und finden Anerkennung in ausländischen Geschäftskreisen.

Seit 2012 haben wir Maßnahmen für Veranstaltungen verfügt zur Förderung von Innovationen in den jeweiligen Industriebereichen und zur Einbeziehung von innovationsbezogenen Staatsaufträgen in die langfristigen, regionalen Fachprogramme. Dementsprechend gelten Energieeffizienz und Energieeinsparung, Straßen-, Industrie- und Wohnungsbau, Informationstechnologien und Fernmeldewesen, Landwirtschaft, Naturschätze und der Holzindustriekomplex als am meisten zukunftsorientiert.

In der Region nimmt der Verbrauchsumfang der hochtechnologischen Produktion und Engineeringleistungen weiter zu. Zum Teil hängt das mit unserer vorteilhaften geographischen Lage zwischen Europa und Asien zusammen. Wir sind aber auch sehr daran interessiert, dass Unternehmen aus Deutschland unsere Partner bei der Öffnung neuer Märkte sowohl in Russland, als auch im Ausland sind.

Welche Projekte der Region Krasnoyarsk bieten deutschen Partnern die größten Perspektiven bei einer gemeinsamen Realisierung?

Lew W. Kusnezow: Früher war die Stärkung des Handels von primärem Interesse. Heute steht die Erweiterung der Investitions- und Innovationskooperationen im Vordergrund. Es ist notwendig, gemeinsame Produktionen auf der Basis neuer Technologien zu verstärken.

Die Entwicklung und Produktion von modernen Baustoffen und Dienstleistungen, die Realisierung umfassender Projekte zur Modernisierung der Wohnungs- und Kommunalwirtschaft, von Industrien, der Energieerzeugung sind die zukunftsorientierten Bereiche für Kooperationen und Investitionen. Aber genauso auch die Erweiterung der innovationsbezogenen Kooperationen auf Basis des massiven wissenschaftlich-technischen und industriellen Potentials der Region Krasnoyarsk und Deutschlands.

Zurzeit wird in der Region eine Reihe von großen infrastrukturellen Projekte realisiert, bei denen die Beteiligung deutscher Partner eine große Perspektive hat und die gegenseitig vorteilhaft sind. Es handelt sich um die folgenden Projekte:

1. Erschließung der Erdöllagerstätte Wankor:
Steigerung der Erdölförderung und -realisierung, Aufbau der industriellen Objekte und Infrastruktur.

2. Weitgehende Entwicklung der Region Nieder-Angara (oder russisch: Region Nischneje Priangarje):
Endausbau des Wasserkraftwerks Bogutschany, Aufbau der Anlagen für die Weiterleitung der Kraftwerkleistung, die Aluminiumfabrik Bogutschany, der Holzindustriekomplex sowie die jeweiligen Infrastrukturen: Aufbau der Eisenbahnstrecke Karabula - Jarki, der Brücke über den Angara-Fluss, Rekonstruktion und Bau der Autobahn Kansk - Bogutschany - Aban - Kodinsk.

3. Aufbau des Angara-Jenissei-Projekts

4. Aufbau des Projekts "Innovative Technologien" in der Stadt Shelesnogorsk, die einen Schwerpunkt in der Entwicklung von Atom- und Weltraumtechnologien hat.
Im Rahmen dieses Projekts wurde der Bau eines 96.000 gm großen Industrieparks gestartet, der 11 Produktionsgebäude mit einer Fläche von 91.000 qm und ein Bürohaus umfaßt. Wir laden gerne unsere deutschen Partner ein, ihre eigenen Produktionen in diesem neu aufgebauten Industriepark zu platzieren.

5. Aufbau gemeinsamer Produktionsstätten zur Montage von Eisenhütten-, Bergbau- und Aufbereitungsanlagen mit Einsatz der bestehenden Produktionsflächen und des Potentials der Region Krasnoyarsk.

6. Aufbau der gemeinsamen Holzverarbeitungsbetriebe in der Region Krasnoyarsk.

7. Aufbau der Gemüseverarbeitungs- und Konservenbetriebe sowie eines begleitenden Güter-Verteil-Zentrums zur Lagerung dieser Produkte unter Einbeziehung von deutschen Partnern.

8. Aufbau der Sport- und Trainingszentren wie z.B. der Wintersportakademie oder Biathlonakademie.

Die Regierung der Region Krasnoyarsk führt die Verhandlungen mit der deutschen KfW Bankengruppe über mögliche Finanzierung der Projekte in der Region und wir freuen uns auf die Kooperation mit ausländischen Investoren.

Sehr geehrter Herr Gouverneur Kusnezow, Wir bedanken uns für das Gespräch.

Der Deutsch-Sibirische Wirtschafts-Kreis
Der Deutsch-Sibirische Wirtschafts-Kreis informiert deutsche, österreichische und sibirische Firmen über Kooperationsmöglichkeiten in der Region Krasnoyarsk, in Sibirien - wie auch in Deutschland und Österreich. Er födert und unterstützt die Vermittlung von Kooperationspartnern und Geschäftsanbahnungen und bietet Firmen eine Plattform für einen Informationsaustausch, z.B. mit Wirtschafts-Delegationsreisen, Informationstagen und Messebeteiligungen. Informationen: Tel. 0049 611 98877 450; E-Mail: post@synomedia.com und 0043 1 4024851-116; E-Mal: temmel@seywald.at

Weitere Informationen:
Deutsch-Sibirischer Wirtschafts-Kreis
c/o Redaktion Synomedia, Berliner Straße 275, 65205 Wiesbaden
c/o Vertretung Österreich, Kompetenzzentrum Russland, Josefstädter Straße 44, 1080 Wien

Ansprechpartner:
Wiesbaden: Rainer Schilling, Tel. +49 611 98877 450
E-Mail: rs@synomedia.com
Wien: Dr. Wilfried Seywald, Tel. +43 1 81140-116
E-Mail: seywald@tsp.at

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