Schiefergas: Förderung bleibt schwierig
Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Förderung in Europa nicht gegeben
Wien – Die OMV hat ihr Schiefergasprojekt im Waldviertel vor kurzem auf Eis gelegt. Damit ist das Thema in Österreich vorerst vom Tisch, nicht so an den internationalen Börsen. Bedingt durch den steigenden Energiebedarf von Ländern wie China und Indien werden verstärkt sogenannte nicht-konventionelle fossile Energien wie Schiefergas oder Ölsande gefördert - zumindest solange, bis genügend Energie aus erneuerbaren Ressourcen zur Verfügung steht. "In Europa sind die Erfolgsaussichten dafür derzeit allerdings gering", sagt Wolfgang Zimmer, Chef des österreichisch-australischen Explorationsunternehmens ADX Energy. Er weist aber darauf hin, dass die globale Energienachfrage in den nächsten 20 Jahren um 40 Prozent steigen und Europas Energiedefizit bei Erdgas um zwei Drittel höher sein wird als heute.
Verfügbare Daten fehlen
"Die USA sind uns 20 bis 30 Jahre voraus", erklärt Zimmer. Die Daten aller bisherigen Bohrungen sind dort vollständig verfügbar, in vernetzter Form und öffentlich zugänglich. Die Unternehmen können somit eine wichtige und aufwendige Phase in der Vorbereitung überspringen. Außerdem ist die Gesetzeslage für Explorations- und Förderunternehmen in Amerika günstig, die in Frage kommenden Gebiete sind zum Teil dünn besiedelt und leicht explorierbar. Auch die Grundbesitzer stehen meist voll dahinter, da sie von der Gasförderung mitprofitieren und gut bezahlt werden. Bodenschätze sind in den USA nämlich Privatbesitz. Zimmer: "Solche Voraussetzungen sind in Europa nicht gegeben."
Damit Schiefergas- und Ölsand-Projekte erfolgreich sind, müssen natürlich auch die geologischen Verhältnisse passen. "Nicht jeder Schiefer liefert Schiefergas. Es braucht eine ganz spezielle Mineralogie und auch tendenziell brüchiges Gestein", erläutert der ADX-Chef. "Hoffnungsgebiete stellen sich auch häufig als nicht förderbar heraus. Deshalb zieht sich beispielsweise auch ExxonMobil wieder aus Polen zurück."
Hohe Kosten
"Wenn die Rahmenbedingungen passen, ist eine Förderung von Schiefergas natürlich auch in Europa möglich", ist Zimmer überzeugt. Allerdings warnt er vor den Kosten. Allein die Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung für die Tests für eine mögliche Förderung ist sehr kapitalintensiv. Pro Bohrung sind dann tiefenabhängig noch einmal Millionenbeträge im hohen zweistelligen Bereich aufzuwenden. Die enormen Kosten kommen vor allem durch den technischen Aufwand zustande. Eine Schiefergasbohrung geht meist tiefer und dauert länger als eine konventionelle Bohrung.
Dazu kommt der Aufwand für das sogenannte "Fracking". Dabei werden spezielle Frack-Flüssigkeiten unter enormem Druck (etwa 1.000 Bar) in das gasführende Gestein gepumpt, um es aufzubrechen. "Die richtige Mischung für das "Fracken" des jeweiligen Gesteins zu finden ist sehr komplex", erklärt Paul Fink, technischer Direktor von ADX Energy. "Einen standardisierten Mix gibt es nicht. Amerikanische Firmen haben bis zu acht Jahren optimiert, bevor sie die ideale Mischung für ein bestimmtes Feld gefunden haben."
Riesige Operation
Gegen das "Fracking" mit Chemikalien wird der Widerstand auch in den USA immer größer. Fink: "Im Unterschied zu konventionellen Förderungen sind bei Schiefergas unzählige Bohrungen erforderlich, da eine einzige Bohrung allein unergiebig wäre. Selbst im besten Schiefergasgebiet der Welt benötigt man etwa alle 900 Meter eine Bohrung. In besiedeltem Gebiet ist so etwas nur sehr schwer möglich." Die Angst vor einer Grundwasserkontamination von "gefrackten" Bohrlöchern ist laut Fink aber unbegründet, sofern die Bohrungen sachgemäß durchgeführt und komplettiert (verrohrt) werden. Die größte Umweltbelastung ergibt sich seiner Meinung nach durch die Größenordnung der industriellen Operation. Durch sie kommt es zu einer massiven Zunahme von Verkehr, Straßenbau, Bohrplatzerrichtung, sichtbaren Bohrtürmen und mitunter auch von Geruchsbelästigung. Probleme für das Grundwasser entstehen am ehesten beim Bau der Pipelines, durch die das Gas abtransportiert wird.
Konventionelle Gasfelder zuerst
Auch wenn Schiefergas den Vorteil hat, dass jede Bohrung "fündig" ist, es also ein geringes Explorationsrisiko gibt, verfolgt ADX in Bezug auf Gas eine völlig andere Strategie und setzt auf bisher unentwickelte konventionelle Gasfelder. In Rumänien arbeitet man beispielsweise an der Erkundung von sogenannten stratigraphischen Gasfeldern. Diese galten in der Industrie als schwierig zu finden und wurden in der Vergangenheit völlig übersehen oder nur durch Zufall gefunden. Oft sind sie sehr groß und pro Bohrung wesentlich ergiebiger als Schiefergasbohrungen - ganz ohne "Fracking". Zum Auffinden dieser Felder setzt ADX auf modernste Technologien wie zum Beispiel auf hochauflösende 3D Seismik. Dadurch wird das Explorationsrisiko verringert.
Über ADX Energy
ADX Energy Ltd (ADX) ist ein Erdöl- und Ergasexplorationsunternehmen und notiert an der australischen Börse (ASX) in Sydney. Das Unternehmen operiert mit vier Förderlizenzen in Nordafrika und Europa. Weitere Förderrechte für Gold und Halbedelmetalle in Australien nimmt ADX über seine Anteile und Vorstandsbesetzungen an der Firma Riedel Resources (RIE) wahr, die ebenso an der australischen Börse notiert.