Studie: eMobility-Pläne für Energieversorger unrealistisch

Einführung von E-Fahrzeugen scheitert an Infrastruktur und mangelnden Standards

Wien –  Die europäischen Regierungen haben sich im Bereich Elektromobilität hohe Ziele gesteckt, die Realität ist jedoch ernüchternd. Sollen in zehn Jahren hunderttausende Elektroautos die heimischen Straßen befahren, dann müssten einschneidende Maßnahmen getroffen werden. Für die Energieversorger scheitert die Einführung von "eMobility" derzeit an mangelnden Standards und unzureichender Infrastruktur. Das geht aus einer neuen Studie der Management Consultants Horváth & Partners hervor.

Die Energieversorgungsunternehmen (EVU) stellen den ambitionierten EU-Plänen im Bereich eMobility ein ernüchterndes Zeugnis aus. Jeder zweite befragte Experte hält die derzeitige Netzinfrastruktur für unzureichend, geht aus der Untersuchung hervor, die unter 58 Energieversorgern durchgeführt wurde. "Drei Viertel sind zudem der Meinung, dass die mangelnde informationstechnische Anbindung von Elektromobilen die Marktdurchdringung zusätzlich erschwert", berichtet Matthias Deeg, verantwortlicher Studienkoordinator bei Horváth & Partners.

Versorger: Eintritt ins Mobilitätsgeschäft

Mit einem signifikanten Anstieg des Stromabsatzes durch eMobility rechnen die Stromlieferanten frühestens im Jahr 2020. Mit Abstand im Fokus stehen für die Versorger der Aufbau von Ladestationen bzw. Tankstellen (96%). So gut wie alle Unternehmen sind in diesem Feld bereits heute tätig. Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt an einen Eintritt der EVU ins Mobilitätsgeschäft, zwei Drittel sehen Potenziale im Bereich Abrechnung und Messstellenbetrieb.

Kooperationen mit Autoherstellern, Car-Sharing oder Leasingangebote sind derzeit noch eher unterrepräsentiert. Durch die bereits vorhandene Infrastruktur rechnen überregional agierende EVU aber mit Wettbewerbsnachteilen gegenüber Stadtwerken. Zwei Drittel der Befragten sind darüber hinaus der Meinung, dass große Plattformanbieter wie Bahn, Telekom oder Google künftig eine integrierende Rolle bei eMobility spielen könnten. Die Bahngesellschaften im deutschsprachigen Raum setzen bereits heute deutliche Akzente in diese Richtung.

Skeptisch sind die Befragten über die künftige Rolle der Mineralölunternehmen im Bereich eMobility. So rechnet etwa die Hälfte der Experten, dass diese Firmen eine eher untergeordnete Rolle im Bereich Elektromobilität spielen werden. "Das deckt sich mit unseren Erfahrungen", erläutert Gerhard Gottlieb, bei Horváth & Partners Österreich für den Bereich Utilities verantwortlich. "E-Mobilität könnte zu einem Match zwischen Stromversorgern und Mineralölfirmen führen, wird aber auch neue Partnerschaften und Allianzen sowie neue Geschäftsmodelle hervorbringen."

Zukunft Elektromobilität

Als eMobility bezeichnet man den Einsatz von Elektromotoren und das Speichern von Energie in Kraftfahrzeugen. Hierbei kann es sich entweder um Hybride oder um reine Elektro-Fahrzeuge handeln. Der Strom für die Batterien bzw. die Ladestationen muss vor allem aus erneuerbaren Energien stammen. Die schwachen Verkaufszahlen von Elektroautos erklären sich derzeit hauptsächlich durch die hohen Anschaffungskosten und die geringe Reichweite (150 km) dieser Fahrzeuge.

Viele europäische Staaten haben hohe Förderungen für den Ausbau der Elektromobilität zur Verfügung gestellt. Die Marktpenetration von Elektroautos liegt derzeit aus verschiedenen Gründen weit unter den Erwartungen, die Zahl der Neuzulassungen von derartigen Fahrzeugen ist sogar im Sinken begriffen.

Über die Studie

Die Studie "Strategieentwicklung von Energieversorgern" wurde im ersten Halbjahr 2010 von den Management Consultants Horváth & Partners in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durchgeführt. Insgesamt 58 EVU nahmen daran teil. Ziel der Studie war es, aktuelle Trends am Energiemarkt zu identifizieren und adäquate Prognosen zu erstellen.

Horváth & Partners ist eine unabhängige, international tätige Management-Beratung. Das 1981 in Stuttgart gegründete Unternehmen beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter an zehn Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Rumänien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Mittelpunkt der Beratung stehen die Leistungssteigerung und die nachhaltige Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Organisationen. Die Kompetenzschwerpunkte liegen dabei in den Bereichen Strategisches Management und Innovation, Prozessmanagement und Organisation sowie Controlling und Finanzen.

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