Ferien aus dem Zukunftslabor

Travel Industry Club startet "Plattform Tourismusforschung"

Datenbrillen zum Eyetracking oder als Museumsführer als Trend
Datenbrillen zum Eyetracking oder als Museumsführer als Trend(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Wien – Zum Auftakt der Ferien-Messe Wien hat der Travel Industry Club Austria (TIC-A) am Mittwochabend im Hotel Bristol die "Plattform Tourismusforschung" vorgestellt, eine Initiative von Österreichs Fachhochschulen und mehreren Forschungsunternehmen. Die Plattform präsentiert in ihrem "Zukunftslabor" zu den Fachbesuchertagen auf der Messe am Donnerstag und Freitag aktuelle F&E-Ergebnisse zum Anfassen und Ausprobieren, erklärte TIC-A-Präsident Harald Hafner bei einem Pressegespräch. http://ferien-messe.at

Datenbrillen und Ski Goggles

Zu den Highlights der gezeigten F&E-Anwendungen zählen Eyetracking-Datenbrillen, mit denen die Forscher feststellen können, was, wie lange und in welcher Abfolge gesehen wird - als Basis für Besucherlenkungskonzepte, oder die "Smart Ski Goggles" der Firma Evolaris in Graz, ein Head-up-Display eingebaut in eine Skibrille, die im Salzburger Skigebiet Amadé bereits zum Einsatz kommt. Die Brille liefert nicht nur Orientierungshilfe und Navigation im Nebel, sondern auch Pistenstatus, Liftwartezeiten, Wetterinformationen und Hütteninfos, zum Preis von nur 19 Euro pro Verleihdauer. http://evolaris.net

Eine neue "Customer Journey App" bietet Tourismusunternehmen und ihren Besuchern die Möglichkeit zur Echtzeit-Bewertung von Servicequalität und Erlebnissen. Im Culinary Labor wird ein interaktives Modell von Ernährungs- und Genusstypen gezeigt, im Culture Lab die touristische Inwertsetzung von Gärten mit kulturellem Erbe. Modul Universität und Statistik Austria präsentieren im Data Lab das Forschungsprojekt "TourMIS", eine Art Wikipedia der Tourismusstatistik (Tourismus Marketing Informations System) http://tourmis.info und aktuelle Forschungsergebnisse zu den Reisegewohnheiten der Österreicher.

Fehlende Wertschätzung wettmachen

Laut einer aktuellen Befragung des Travel Industry Club sind Österreichs Führungskräfte im Tourismus der Meinung, dass die F&E-Interessen der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Reisebranche nicht gerecht werden (88 Prozent) und es dafür einer eigenen Initiative bedarf (68 Prozent). Der Travel Industry Club Austria hat daher im vergangenen Herbst die "Plattform Tourismusforschung" aus der Taufe gehoben. Am Mittwoch wurde sie von den Proponenten vorgestellt. Sprecher der Plattform ist Georg Christian Steckenbauer.

Gründungsmitglieder der Plattform sind die Fachhochschulen IMC FH-Krems, FH Salzburg, FH Wien, das MCI Innsbruck, die Modul University Wien, Statistik Austria und Kondeor Marketinganalysen GmbH. Zu den zentralen Zielsetzungen zählen verstärkte Kooperation, Vernetzung und nachhaltige Finanzierung. Der TIC-A versteht sich dabei als Sprachrohr mit dem Ziel, die Wertschätzung der F&E-Bemühungen in der Reisebranche zu verbessern. Dazu veranstaltet der TIC-A Networkings, Symposien und Leistungspräsentationen wie die Science Labs auf der Ferienmesse, um sich mit der Tourismuspraxis auszutauschen.

Gemeinsame Research Agenda

Im Pressegespräch skizzierte Univ. Prof. Karl Wöber von der Modul University die wesentlichen Aufgaben der neuen Plattform Tourismusforschung mit Kooperation, Vernetzung und Geldbeschaffung als Grundlage für eine gemeinsame Forschungsagenda. Aktuell sei die Struktur der F&E-Landschaft im österreichischen Tourismus zu komplex, fragmentiert und "mikrostrukturiert". Es fehle ein eigener Lehrstuhl für die Tourismusforschung, die Grundlagenforschung sei unterbelichtet und werde generell stiefmütterlich behandelt. Dabei habe sein Institut schon 2013 eine mögliche Themenliste samt Vorschlägen vorgelegt, was zu tun sei.

Fehlende Finanzierung

Wiederholt kritisierte Wöber die fehlende Finanzierung. Es gäbe natürlich EU-Mittel, aber diese sollten keine Entschuldigung dafür sein, dass Österreich selbst zu wenig Mittel für die Tourismusforschung bereitstellt. Österreich brauche eine eigene Forschungsförderung für den Tourismus, forderte Wöber. Der anwesende frühere Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Christoph Kratky, wollte diese Kritik zurechtrücken und mit fehlenden Anträgen argumentieren, musste dann aber doch zugeben, dass die Mittel des FWF begrenzt sind und nur ein geringer Teil der Anträge gefördert werden könne.

TIC-Präsident Hafner sagte auf Fragen von Journalisten, die Plattform Tourismusforschung sei kein Ersatz für den verwaisten Tourismuslehrstuhl, aber man wolle etwas "in diese Richtung" bewegen. Außerdem wolle man verhindern, dass durch fehlende universitäre Tourismusausbildung der Nachwuchs verlorengeht. Aus seiner Sicht ist die Kooperation und Vernetzung der Forschung mit den Unternehmen in der Praxis zentrales Anliegen, die Plattform daher bestrebt, zu wachsen und möglichst viele Tourismus-Player einzubinden.

Die Silicon-Valley-Idee

Plattform-Sprecher Georg Christian Steckenbauer präzisierte die Grundidee: Mehr Kooperation und bessere Vernetzung im Innovationsprozess sparen Zeit. Die F&E-Konzepte werden in Prototypen umgesetzt und auf deren Tauglichkeit hin getestet. Die Einbindung und der Austausch aller beteiligten Einrichtungen kreieren Projekte und damit neue Chancen für die Zukunft der heimischen Reiseindustrie. Damit steigt auch die Wertschätzung von Innovationen und das Verständnis. Die Erkenntnisse können schließlich von bestehenden Organisationen oder Start-ups aufgegriffen und in Form von Lösungen für die Travel Industry umgesetzt werden.

Der Travel Industry Club Austria http://travelindustryclub.at wurde 2013 mit dem Ziel gegründet, die Forschung & Entwicklung im österreichischen Tourismus voranzutreiben. Die nun vorgestellte "Plattform Tourismusforschung" ist ein erster Meilenstein auf dem Weg zur Wiedereinrichtung eines eigenen Lehrstuhls. Die Tourismus- und Reisebranche zählt sowohl bei Arbeitsplätzen wie Wertschöpfung zu den wichtigsten Sektoren der österreichischen Wirtschaft.

Weitere Fotos zur Veranstaltung stehen unter http://fotodienst.pressetext.com/album/3418 als Download zur Verfügung.

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