Max Thinius für KI im Gesetzgebungsprozess

Mehr Fairness mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz

Futurologe Max Thinius im Toleranzstudio
Futurologe Max Thinius im Toleranzstudio(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download
Wien/Berlin –

Für den Berliner Zukunftsdenker Max Thinius ist die digitale Transformation eine große neue Chance für mehr Fairness in der Gesellschaft. Die Digitalisierung werde zu einer neuen Globalisierung führen, in der wir das industrielle Zeitalter und die "Entfremdung" von unseren Produktionsmitteln hinter uns lassen. Vor allem die Methoden Künstlicher Intelligenz (KI) könnten dabei helfen, einen Neustart mit mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu wagen. Doch dazu müssten erst noch die Regeln bestimmt werden, so Thinius am vergangenen Mittwoch im Online-Talk der Europäischen Toleranzgespräche http://fresach.org .

Digitales Beurteilungsvermögen gefragt

Thinius prognostizierte für die nächsten Jahre eine zunehmende Integration von Stadt und Land und eine Neuerfindung von traditionellen Handwerksberufen im digitalen Alltag - aber zugleich ebenso die Schaffung von hunderten neuen Berufsfeldern wie etwa die KI-unterstützte Assistentin im Gesundheitswesen, den Berater für urbane Fragen, den City Manager, der sich um die Verwertung öffentlicher Daten kümmert, oder den persönlichen Algorithmus-Manager. Allein in Deutschland arbeiten mittlerweile 250.000 App-Entwickler - die wussten vor fünf Jahren noch gar nicht, dass es einen solchen Beruf gibt. Für diese Leute ist auch völlig egal, von wo aus sie arbeiten.

Für die neuen Berufe sind jedenfalls neue Kompetenzen gefragt, Kommunikations- und Kollaborationsfähigkeiten ebenso wie etwa ein ausgeprägtes Beurteilungsvermögen für digitale Medien (Digital Literacy). Es reicht eben nicht aus, lesen zu können, wenn man in einen Online-Shop geht. Die großen Digitalisierungsgewinner verglich Thinius mit einem Autofahrer, der mit 350 Sachen durch die Stadt brausen kann, weil es keine Verkehrsregeln gibt. So wie heute gab es auch zu Beginn der Industriellen Revolution einige wenige, die von den Veränderungen profitierten. Erst nach und nach folgten Gewerkschaften, soziale Gesetze und Regeln, die für Fairness sorgten.

Gesetzgebungsprozesse mit KI gewünscht

Aber irgendwann kippt jedes System, weil es ausgenutzt wird. Und dann muss wieder alles neu organisiert werden. Das gilt auch heute. Das ganze System ist gerade sehr fragil, bestätigte Thinius. Früher gab es die Hippies, jetzt die Hipster. Die brechen mit Konventionen und zeigen vor, wie es anders geht und wie man anders denken kann. Mit den digitalen Möglichkeiten kann man ja bei Null anfangen. Doch die Kehrseite der Medaille ist, dass die neuen Freiheiten für die einen, Ohnmacht und Orientierungsverlust bis hin zum Arbeitsplatzverlust für die anderen bedeuten.

Der korrekte Umgang mit Daten und sinnvolle KI-Anwendungen spielen daher eine Hauptrolle für die künftige Gesellschaft. Was wir dafür brauchen, ist ein Algorithmen-TÜV. "Wir brauchen ethische, operative und strukturelle Regeln. Nur dann kann die Digitalisierung fair werden", sagte Thinius. Auch künftige Gesetze sollten mithilfe von KI erarbeitet werden, um nationale Fehlentwicklungen zu vermeiden. "KI würde nicht nur Gesetzesentwürfe liefern, die wir natürlich überprüfen müssen, sondern auch noch eine Abstimmung mit allen europaweiten Gesetzen, damit nicht wieder neue Steuerschlupflöcher und Ungerechtigkeiten entstehen."

Der gesamte Online-Talk steht auch auf YouTube zur Verfügung:
https://youtu.be/H4PJsCcx9DY

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