Bradberry: Kapitalismus verschärft Klimawandel

Negativfolgen von Katastrophen auch durch falsche Politik verursacht

Stephen Bradberry,  Exekutivdirektor des Alliance Institute in New Orleans.
Stephen Bradberry, Exekutivdirektor des Alliance Institute in New Orleans.(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Wien – Der freie Marktkapitalismus ist ein Kernproblem des Phänomens Klimawandel. Diese Ansicht vertritt Stephen Bradberry, Exekutivdirektor des Alliance Institute in New Orleans. http://theallianceinstitute.org Denn Kapital-Diktate verschärfen negative Auswirkungen von Katastrophen oder ermöglichen diese überhaupt erst, wie er im Rahmen der "Europäischen Toleranzgesprächen 2016" besonders anhand der Beispiele des Hurrikans Katrina und des Öldesasters auf der Deepwater Horizon illustrieren wird. Im Gespräch mit pressetext betont er, dass übertriebene freie Marktwirtschaft und deren Folgen auch für aktuelle Migrationsbewegungen in Richtung Europa mitverantwortlich sind.

Katastrophen-Kapitalismus

"Sowohl die Katastrophe nach Katrina als auch die BP-Ölkatastrophe resultierten aus der gleichen Ursache: freiem Marktkapitalismus", hält Bradberry fest. So seien die Überschwemmungen in 80 Prozent von New Orleans auf den Widerwillen der Bush-Administration, für die Erhaltung der Deichsysteme aufzukommen, zurückzuführen. Im Fall Deepwater Horizon wiederum hätten Behörden BP gestattet, gewisse Sicherheitsregeln nicht einzuhalten - aufgrund der Ideologie, "dass Unternehmensinteressen menschliche Sicherheit ausstechen".

Was heute unter dem Schlagwort "Klimawandel" bekannt ist, sei Bradberry zufolge eine Auswirkung eben derartigen Denkens. Immerhin sei schon seit geraumer Zeit bekannt, dass wichtigen Industrien wie Öl und Gas oder die Nahrungsmittelproduktion negative Auswirkungen auf die Umwelt haben können. "Wir als Gesellschaft haben aber im Namen von Jobs, Wirtschaft und dergleichen einfach weitergemacht." Den Preis dafür zahlt die Menschheit mittlerweile auch in Form humanitärer Krisen - beispielsweise die Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten.

"Die Unruhen, die als 'Arabischer Frühling' bekannt wurden, waren das Resultat vieler Nahrungsmittelengpässe, in Zusammenhang mit Dürren sowie IMF- und Weltbank-Imperativen, die Sozialdienste gekürzt und auf 'Cash Crops' statt Selbstversorgung beharrt haben", meint Bradberry. Diese Faktoren hätten Arme gezwungen, in bessere Gegenden zu ziehen. "Gepaart mit Bürgerkrieg und terroristischen Aktivitäten werden Heimatländer für das Gedeihen des Durchschnittsmenschen ungeeignet", so Bradberry. Das führe zu jener Massenmigration, die wir heute beobachten. "Das Zurückdrängen dieser Bewegungen ist ein schlimmer Fall davon, 'den Opfern die Schuld zu geben'."

Übersehene Ursachen, gezogene Lehren

Bradberry kritisiert, dass im öffentlichen Diskurs zum Klimawandel meist derartige negative Auswirkungen im Zentrum stehen und nicht der freie Marktkapitalismus als Ursache. Das mag damit zusammenhängen, dass die eigentlichen Probleme für Europäer und Nordamerikaner meist fern der Heimat bestehen. Damaskus ist doch gut 2.300 Kilometer von Wien entfernt und uns damit immer noch näher als New Orleans, der Traumfabrik Hollywood oder den IT-Zentren San Francisco und Seattle.

Führende Kräfte aus Politik und Wirtschaft haben freilich dennoch ein Auge auf Ereignisse wie den Arabischen Frühling, so Bradberry - und sei es nur, um daraus Lehren für ähnliche Vorkommnisse näher an der Heimat zu ziehen. "In Louisiana sehen wir derzeit die ersten Klimaflüchtlinge in den USA", erklärt er. Die Bundesregierung komme hier für die Übersiedlung dieser Gemeinschaft auf. Es stehe zu vermuten, dass das an den Auswirkungen der Tatenlosigkeit der Welt während der Unruhen im Nahen Osten liegt, die letztlich zur aktuellen Migrationssituation geführt habe.

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