Österreichern ist persönliche Vorsorge egal

ÖVM: Sachwerte werden oft besser abgesichert als eigene Person

ÖVM-Präsident Alexander Punzl fordert mehr Bewusstsein für Vorsorgeversicherungen
ÖVM-Präsident Alexander Punzl fordert mehr Bewusstsein für Vorsorgeversicherungen(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Wien – Österreichs Versicherungsmakler schlagen Alarm. Sachwerte würden oft viel besser abgesichert als die eigene Person. So schließt beinahe jeder eine Kaskoversicherung für sein Auto ab, aber eine Kaskoversicherung für sich selbst kaum. Dabei wären eine Unfallversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder die Ablebensversicherung zur Hinterbliebenenvorsorge im Todesfall eigentlich die wichtigsten Maßnahmen zur Absicherung des Lebensstandards, erklärt Alexander Punzl, Präsident des Österreichischen Versicherungsmaklerrings ÖVM http://oevm.at, im pressetext-Gespräch. Zusatzkrankenversicherungen bezeichnet er hingegen als "echten Luxus", da jeder Österreicher ja eine gesetzliche Grundversorgung habe.

Hauptgründe für die noch eher schwache Nachfrage nach Berufsunfähigkeitsversicherungen ist laut Punzl, dass diese fälschlicherweise als "zu kompliziert und zu teuer" gelten und die Menschen sich nach wie vor auf den Staat und die öffentlichen Sicherungssysteme verlassen. Bei Besserverdienern, Freiberuflern, Unternehmern und im Management sei dies allerdings riskant, warnt der Experte - vor allem dann, wenn die betroffene Person Alleinverdiener ist und im Ernstfall seine ganze Familie darunter leiden muss, wenn er nicht ausreichend abgesichert ist. Eine ordentliche Unfallversicherung für Beruf und Freizeit (ab etwa 240 Euro pro Jahr) könne sich hingegen jeder leisten.

Perfektes Deckungskonzept

Ein anderes Problem sieht der Experte darin, dass bei bestehenden Versicherungen wichtige Deckungen oft schlicht fehlen oder die angebotenen Versicherungssummen unzureichend sind. So kann sich der Versicherungsschutz für volljährig gewordene Kinder in einer Familienunfallversicherung empfindlich reduzieren oder in einer Privathaftpflichtversicherung automatisch von einem Tag auf den anderen ganz entfallen, ohne dass der Kunde informiert wird. "Das steht nur im Kleingedruckten", so Punzl.

Dass aus Prämiengründen oft auch ganz bewusst eine Unterversicherung in Kauf genommen wird, nennt er einen "Fehler". Auch vor dem Abschluss einer Rechtsschutzversicherung sollte eine professionelle Risiko- und Bedarfsanalyse gemacht werden, bevor das "perfekte Deckungskonzept" erstellt werden kann. "Dann gibt es auch garantierte Hilfe im Schadensfall."

Prämieneinsparungen über Kürzungen von Versicherungssummen sind laut Punzl grundlegend abzulehnen und rächen sich im Schadensfall empfindlich. Auch Kombiangebote sind nicht wirklich sinnvoll. Denn es gibt Versicherer, die bessere Unfallversicherungsprodukte anbieten, andere wiederum sind im Bereich Rechtsschutz oder Haushalt besser. Bei Kombiprodukten gibt es zwar oft sehr günstige Prämien, der individuelle Bedarf wird aber zumeist nicht ausreichend abgedeckt. Individuelle, versichererübergreifende Gesamtlösungen können nur über Versicherungsmakler bezogen werden, die letztendlich den besten und unabhängigen Überblick haben, sagt Punzl.

Das gilt auch für Online-Abschlüsse. Diese seien nur in beratungsarmen Versicherungsbereichen sinnvoll - wie etwa bei Reise- oder Kfz-Haftpflichtversicherungen. Abgesehen davon, steht der Privatperson niemand hilfreich zur Seite, wenn es wirklich zu einem Schaden kommt, warnt der Experte. Punzls Empfehlung: Da kein Versicherer derzeit alle wichtigen Produkte maßgeschneidert im Paket anbietet, sollte ein konzessionierter Versicherungsmakler zu Rate gezogen werden. Bei der Suche nach dem geeigneten Makler hilft das Wirtschaftsministerium online unter http://versicherungsvermittler.brz.gv.at .

Diese Versicherungen sollte jeder haben

1. Unfallversicherung: Sie zahlt einen Fixbetrag, wenn Dauerfolgen bleiben (abhängig vom Prozentsatz der dauernden Invalidität). Es kann auch eine Summe vereinbart werden, die im Falle eines Unfalltodes bezahlt wird. Zusätzlich sollten auch sogenannte "Unfallkosten" mitversichert werden. Hier sind dann Heilkosten, Bergungskosten (zum Beispiel Hubschrauberbergung) oder auch kosmetische Operationen (die aufgrund des Unfalles notwendig werden) mitversichert.

2. Berufsunfähigkeitsversicherung: Sie leistet die vertraglich vereinbarte monatliche Rente, wenn man seinen zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kann. Die Berufsunfähigkeitsversicherung leistet nicht nur nach einem Unfall, sondern auch bei Berufsunfähigkeit infolge Krankheit. Das heißt, sie ist die Versicherung für die Absicherung der eigenen Arbeitskraft.

3. Privathaftpflichtversicherung: Sie ist in den meisten Fällen in einer Haushaltversicherung automatisch inkludiert. Diese Versicherung übernimmt sämtliche Schadenersatzansprüche von Geschädigten. Nicht zu unterschätzen: Sie wehrt auch ungerechtfertigte Schadenersatzforderungen ab. Zu achten ist auf eine ausreichend hohe Versicherungssumme (zumindest drei Mio. Euro).

4. Rechtsschutzversicherung: Sie hilft dem Versicherten, eigene Schadenersatzansprüche (beispielsweise Schmerzensgeld, Verdienstentgang) beim Unfallverursacher einzufordern, indem sie Anwalts- und Gerichtskosten übernimmt und so das Prozesskostenrisiko reduziert.

5. Hinterbliebenenvorsorge: Für den Todesfall eines alleinverdienenden Familienvaters oder der alleinerziehenden Mutter sollte eine ausreichend hohe Ablebensversicherung als Überbrückung, Sicherung von Ausbildungskosten, Kreditbesicherung abgeschlossen werden.

To top