Toleranzgespräche mit Kinopremiere in Villach

Kurdische Bürgermeisterin untergetaucht - Dokumentarfilm zeigt Krisenregion

Leyla kehrt zurück und wird von der Vergangenheit eingeholt
Leyla kehrt zurück und wird von der Vergangenheit eingeholt(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Villach – "Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich würde niemals aufgeben." Dieser Satz stammt von der 26-jährigen Leyla. 20 Jahre nach ihrer Flucht nach Deutschland kehrte sie zurück in ihre kurdische Heimat an der syrisch-türkischen Grenze. Sie wurde jüngste Bürgermeisterin der Türkei, doch ihre Vergangenheit holte Leyla ein. Derzeit ist sie nicht erreichbar.

Frau mit Mut und Ambitionen

Bevor Leyla von der türkischen Regierung abgesetzt wurde, begleitete Regisseurin Asli Özarslan die junge Frau mit der Kamera und schuf ein packendes Zeitdokument. Bei freiem Eintritt ist der Dokumentarfilm "DIL LEYLA - Die Zukunft der Freiheit" als Vorpremiere zum österreichischen Kinostart (23. Juni 2017) bei den Europäischen Toleranzgesprächen http://www.fresach.org im Stadtkino Villach am 30. Mai um 19 Uhr zu sehen (Eintritt: freiwillige Spenden). Kooperationspartner sind das Stadtkino Villach, der Filmverleih filmdelights http://filmdelights.com und die Villacher Brauerei. Im Anschluss folgt eine Diskussion mit der Produzentin des Films, Sabrina Proske, über die Herausforderungen des Drehs in der Türkei.

Nach Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs, der Annäherung an die EU und weitgehend innerem Frieden erlebt die Türkei derzeit eine Welle autoritärer Repression und bürgerkriegsähnliche Zustände in den Kurdengebieten. Genau in diesem Klima der Angst nimmt "Dil Leyla" seine Zuseher auf eine Reise in die kurdische Kleinstadt Cizre mit. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die Deutschland verlässt, um in ihrer Heimat Positives zu bewirken. Ihr Umfeld reagiert skeptisch auf ihr Vorhaben, hatte doch ihr Vater seinen Widerstand gegen staatliche Repressalien mit dem Leben bezahlt. Aber sie lässt sich nicht abbringen. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit. Leyla wird bald darauf Bürgermeisterin und will einen Beitrag zu einem besseren, friedvolleren Miteinander leisten.

Regierung verstärkt Repressionen

Die Herausforderungen sind groß und die Umstände schwierig. Vor dem Hintergrund des Krieges in Syrien und dem Irak erhöht die türkische Regierung den Druck auf die kurdische Minderheit. Im Namen der Terrorismusbekämpfung geraten Dörfer ins Visier der Militärs, Oppositionspolitiker landen im Gefängnis und Journalisten werden bedroht. Doch Leyla gibt nicht auf und kämpft für ihre Stadt und deren Bürger. Über Cizre werden monatelange Ausgangssperren verhängt, die lokale Bevölkerung lebt in ständiger Angst. Schließlich wird Leyla von der türkischen Zentralverwaltung in einer Nacht- und Nebelaktion ihres Amtes enthoben und fürchtet eine Inhaftierung.

Das Film-Team stand zuletzt vor drei Monaten mit ihr in Kontakt. "Leyla selbst hatte nicht erwartet, dass die Situation nach den Parlamentswahlen so eskaliert und die türkische Regierung derart brutal gegen kurdische Einrichtungen und die einheimische Bevölkerung vorgeht", erzählt Proske im Gespräch mit pressetext. Leyla sei eine Kämpferin, sie wolle für die Menschen da sein. "Die Bewohner von Cizre stehen hinter ihr, das gibt ihr Kraft", so die Produzentin. Proske, Regisseurin Özarslan und Kamerafrau Carina Neubohn haben sich bei den Dreharbeiten 2015 an die Seite der couragierten Frau gestellt. Jetzt wollen sie Leylas Geschichte hinaustragen, denn sie ist es wert weitererzählt zu werden. Sie zeigt Gewalt, Leid und Ohnmacht auf, macht aber gleichzeitig Mut und Hoffnung.

Fresach als würdiger Rahmen

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet dieser Film die Europäischen Toleranzgespräche eröffnet, steht doch die Zukunft der Freiheit und die Frage, wie sich Europa gegen antidemokratische Tendenzen wappnen kann, im Mittelpunkt der mittlerweile dritten Auflage der mehrtägigen Veranstaltung in Kärnten. "Wir freuen uns, mit den Toleranzgesprächen einen würdigen Rahmen für die Vorpremiere des Films gefunden zu haben, denn die Geschichte von 'Dil Leyla' steht für mich für das Engagement einer starken Frau, Hoffnung auf ein friedvolles Leben in Toleranz und Freiheit zu geben", sagt Christa Auderlitzky, Geschäftsführerin von filmdelights, gegenüber pressetext.

Die Europäischen Toleranzgespräche finden vom 30. Mai bis 3. Juni im Kärntner Bergdorf Fresach und Villach statt. Organisator ist der Denk.Raum.Fresach. Tickets für die Toleranzgespräche und die Abendveranstaltungen im Rahmen des Toleranzfestivals sind auf der Webseite zu buchen.

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