Warum der HUMAN-Faktor den Geschäftserfolg beflügelt

Gastkommentar von Dr. Stefan Bergsmann, Geschäftsführer Horváth & Partners Österreich

Horváth Österreich-Chef Stefan Bergsmann
Horváth Österreich-Chef Stefan Bergsmann(Alle hier veröffentlichten Pressefotos stehen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung.)Download

Wien – It’s all about people! Mit diesem Schlüsselsager eröffnen amerikanische Top-Manager gerne Keynotes, wenn es um die Erfolgsfaktoren ihrer Technologie-Konzerne geht. Sie haben recht, werden inzwischen selbst die skeptischsten Europäer sagen: Intelligente Mitarbeiterführung und exzellenter Kundenservice sind die Voraussetzungen für Wachstum und Entwicklung. Denn laut einer Gallup-Umfrage sind 70 Prozent der Mitarbeiter nicht mehr motiviert.

Dabei ist die grundlegende Formel für jedes erfolgreiche Unternehmen doch einfach: Mitarbeiter bei Laune halten, die wiederum Kunden gewinnen und sie letztendlich halten. Das ist nicht revolutionär neu, aber warum gerade jetzt wichtig? Nie zuvor in der Geschichte – von der industriellen Revolution bis zur digitalen Transformation – standen Arbeitgeber vor einer größeren Herausforderung, Mitarbeiter zu rekrutieren und dann auch noch zu halten. Es geht dabei nicht mehr bloß um die Talente und besten Köpfe, sondern um Mitarbeiter auf allen Ebenen.

Schuld daran ist die Demografie, fehlender Nachwuchs ebenso wie fehlende Ausbildung. US-Studien fassen das Dilemma der Generation zusammen: Millennials werden bis 2025 bereits 75 Prozent der weltweiten Belegschaft ausmachen. Tatsächlich sind 15 % von ihnen bereits Manager. Diese Leute sind schwer zufrieden zu stellen und zu halten – jeder zweite erwartet sich eine Beförderung innerhalb eines Jahres und über 90 Prozent denken, dass sie nicht länger als drei Jahre in ihrem Job bleiben. Sie sind grundsätzlich anspruchsvoller als jede Generation zuvor.

Angesichts dieser Ergebnisse ist offensichtlich, dass traditionelle Motivations- und Belohnungsprogramme nicht mehr greifen. Darüber hinaus sind so manche Arbeitsprozesse nicht mehr auf die Bedürfnisse der neuen Generation ausgelegt, die tägliche Social Media Interaktionen gewohnt sind und sofortige und ständige Anerkennung ihrer Kollegen und Vorgesetzten einfordern.

Auf der anderen Seite sehen wir eine alternde Belegschaft in traditionellen Branchen, vom Banken- und Dienstleistungssektor über die verarbeitende Industrie bis hin zu den semi-staatlichen Strukturen. Die Herausforderungen für Arbeitgeber sind hier so mannigfaltig wie die Ansprüche der Millennials – aber von anderer Art. Wie hält man deren Engagement, Interesse und Produktivität aufrecht, wenn sie mit dem ständigen Service-Druck von Konsumenten und Bürgern konfrontiert sind, selbst aber lieber auf Work-Life-Balance schwören?

Triebkräfte für mehr Motivation

Untersuchungen zeigen, dass eine Erhöhung des Gehalts allein die Leistung nicht verbessert oder dazu ermutigt, in einem Unternehmen zu bleiben. Viel wichtiger seien persönliches Weiterkommen (Aufstieg), erreichte Position oder Status in einem Unternehmen (Anerkennung) und soziale Wertschätzung (Achtung). Wir alle neigen dazu, die Extrameile zu gehen, wenn wir das Gefühl haben, gegen die Konkurrenz zu gewinnen oder von gleichaltrigen bzw. überlegenen Personen bewundert zu werden. Mitarbeiter sind daher vor allem in einem Umfeld motiviert, das Spaß, Anerkennung und Wachstum fördert.

Es stellt sich also die Frage, wie können wir diese Erkenntnisse nutzen und neue Wege finden, um bestehende oder zukünftige Mitarbeiter intrinsisch zu motivieren?

Die Verhaltensforschung hilft uns dabei zu verstehen, dass Menschen in gewisser Weise sehr archaisch auf Anreize reagieren. Unmittelbare Belohnung für gute Arbeit, die sichtbare Aufwertung in einer Position, das Versprechen von Vorteilen für ein bestimmtes Verhalten oder der vielleicht nur „gefühlte“ Fortschritt durch Engagement sind erfolgreiche Techniken, die schon länger angewandt werden – jetzt aber mit dem Unterschied: Online und in Echtzeit.

Mit anderen Worten, gute Führungskräfte belohnen ihre Mitarbeiter für ihren produktiven Einsatz und ihr adäquates Verhalten unmittelbar und sofort. Sie steigern so gleich deren Motivation, die operativen Fähigkeiten des Unternehmens über die neuen digitalen Touchpoints (die sie täglich, stündlich und minütlich nutzen) zu verbessern. Manche nennen das Gamification, andere Arbeitsquantifizierung oder Workforce Reputation Management. Egal wie es genannt wird, das personalisierte bzw. lohnende Erlebnis in Echtzeit – also die Belohnung – sollte an primäre Geschäftsziele gebunden sein und in jede Abteilung Eingang finden.

Mitarbeiter wichtiger denn je

Fazit: Wer die HR-Erfolgsformel „Aufstieg, Anerkennung, Achtung“ im Umgang mit Mitarbeitern beherzigt, hat schon einen wichtigen Schritt für sein Unternehmen realisiert. Verhaltensorientierte Techniken zu nutzen, um die täglichen Aktivitäten und Leistungen von Mitarbeitern an übergeordnete Ziele zu binden und damit ihr Engagement zu erhöhen, funktionieren unabhängig davon, ob diese 25 oder 55 Jahre alt sind. Die Zukunft jedes Unternehmens hängt vom humanen Umgang mit Kunden wie Mitarbeitern ab. Diese Zukunft ist „Business to Human“ (B2H).

Stefan Bergsmann ist Österreich-Geschäftsführer der Managementberatung Horváth & Partners und gefragter Gesprächspartner und Redner bei Top-Konzernen und Konferenzen.

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